Aktuell

21.11.23

Mehrere Branchen vom Konkursrisiko erfasst

Die Insolvenzen haben in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 um 8% zugenommen, wie die Wirtschaftsberatung Dun & Bradstreet mitteilt. Zwischen dem 1. Januar und dem 30. September 2023 mussten 3'845 Unternehmen in der Schweiz den Betrieb einstellen. Im Vorjahreszeitraum waren es 3'552.

Laut den Autoren der Studie hängt das Konkursrisiko stark vom Wirtschaftszweig ab. Die Holz- und Möbelindustrie verzeichnete dreimal so viele Firmenpleiten wie der Durchschnitt. Das Handwerk und das Gastgewerbe (je 2,3-mal mehr) sowie das Baugewerbe (doppelt so viele) gehören ebenfalls zu den am stärksten gefährdeten Branchen.

Dagegen lag die Zahl der Insolvenzen bei Immobilienmaklern und -verwaltungen um knapp zwei Drittel unter dem Durchschnitt (0,4), bei den Holdings und Investmentgesellschaften (0,5) sowie den Architekturbüros (0,5) betrug sie rund die Hälfte. Im Bereich Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei (1,1) und im Detailhandel (1) befinden sich die Konkurse auf einem durchschnittlichen Niveau.

Mit Ausnahme der Zentralschweiz, wo die Zahl der Konkurse stabil blieb, wurde keine Region verschont: Am stärksten traf es den Espace Mittelland (+17%) und das Tessin (+13%), dicht gefolgt von der Nordwestschweiz (+11%) und der Region Zürich (+10%). Insgesamt weniger ausgeprägt ist die Entwicklung in der Genferseeregion (+5%), wo Genf sogar einen Rückgang um 4% verbuchen konnte, und in der Ostschweiz (+5%).

Parallel zum Gesamtanstieg der Firmenpleiten ist jedoch auch ein leichtes Plus bei den Unternehmensgründungen zu verzeichnen. Der Bericht zählt über die ersten drei Quartale 2023 hinweg 38'325 Neueintragungen im Handelsregister, während es 2022 nur 37'091 waren (+3%). Obwohl in allen Regionen eine Zunahme zu beobachten ist, war diese in der Nordwestschweiz (+7%) und der Ostschweiz (+6%) besonders markant, während sie im Tessin kaum ins Gewicht fiel (+0,5%). Allerdings war die Zahl der Neugründungen im September um 4% niedriger als im Vorjahresmonat.

(Quelle: KMU Portal)

14.11.23

Starker Anstieg des Einkaufstourismus im ersten Halbjahr

Der Detailhandel ist einem harten grenzüberschreitenden Wettbewerb ausgesetzt. Laut den jüngsten Analysen der Swiss Retail Federation zu den Transaktionen mit Debit- und Kreditkarten haben die Einkäufe im Ausland im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 10,2% zugenommen.

Dem Verband zufolge werden durch den Einkaufstourismus jedes Jahr mehr als CHF 8,5 Milliarden in den Nachbarländern ausgegeben. In den Grenzkantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Genf, Jura, Neuenburg, St. Gallen und Tessin begeben sich besonders viele Menschen zum Einkaufen in ausländische Geschäfte.

Die Situation beunruhigt die Vertreter des Detailhandels, die der Meinung sind, der Einkaufstourismus werde durch steuerliche Anreize begünstigt. So können Konsumentinnen und Konsumenten, die ausländische Waren bis zur Wertfreigrenze von CHF 300 einführen, sich die ausländische Mehrwertsteuer erstatten lassen, ohne dass sie im Gegenzug in der Schweiz die Mehrwertsteuer entrichten müssen. Der Verband schlägt vor, die Wertfreigrenze auf CHF 50 zu senken, womit die schweizerische Regelung an den in Deutschland gültigen Wert angeglichen würde.

Laut einer Studie der Universität St. Gallen würde eine Senkung der Wertfreigrenze auf CHF 50 das Volumen der Auslandseinkäufe um rund 33% reduzieren. Die Swiss Retail Federation ruft dazu auf, die Wettbewerbsfähigkeit der Detailhandelsunternehmen zu fördern, die für deren Überleben entscheidend sei, besonders in den genannten Grenzregionen. Sie schlägt insbesondere vor, die gesetzlichen Regelungen so umzugestalten, dass die lokalen Akteure nicht gegenüber der ausländischen Konkurrenz benachteiligt werden.

Dem Verband gehören 1'600 Detailhandelsunternehmen mit einem Gesamtumsatz von CHF 23 Milliarden an, die rund 58'000 Personen beschäftigen.

(Quelle: KMU Portal)

23.10.23

Homeoffice und Cybersicherheit in Schweizer KMU – Studie 2023

Die vierte KMU-Studie 2023 der Forschungspartner Die Mobiliar, digitalswitzerland, Hochschule für Wirtschaft FHNW, Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW, Allianz Digitale Sicherheit Schweiz ADSS und gfs-zürich liegt vor.

Download Whitepaper in Deutsch, Französisch und Italienisch:

Weitere Studienunterlagen:

Das Homeoffice

  • Seit 2020 hat die Anzahl Homeoffice-tauglicher Stellen von Jahr zu Jahr abgenommen. Die Zahl der KMU, in denen ein Teil der Mitarbeitenden oder alle Mitarbeitenden von zu Hause aus arbeiten können, ist von 67 % (in 2020) auf 56 % (in 2023) gesunken.
  • In denjenigen Unternehmen, in denen es das Homeoffice gibt, arbeiten rund zwei Fünftel (42 %) der Mitarbeitenden teilweise oder hauptsächlich zu Hause. Genf und Zürich fallen – wie bereits in den Vorstudien – als besonders Homeoffice-freundlich auf.
  • In 2023, nach dem Ende sämtlicher Pandemiemassnahmen, erwarten fast drei Viertel der Befragten (73 %), dass der Homeoffice-Anteil langfristig gleichbleiben wird. Es scheint, als hätte sich die Homeoffice-Nutzung im aktuellen Umfang in den meisten KMU etabliert.

Zur Cybersicherheit

  • Jedes zehnte KMU (11 %) wurde bereits erfolgreich von Cyberkriminellen angegriffen, und zwar so, dass ein erheblicher Aufwand nötig war, um die Schäden zu beheben. Über die Hälfte (55 %) der Befragten, die schon einmal attackiert worden waren, beklagte einen finanziellen Schaden. Rund ein Achtel (13 %) gab an, Kundendatenverluste beziehungsweise Reputationsschäden erlitten zu haben.
  • Gemäss den Befragten ist Cyberkriminalität ein ernstzunehmendes Problem (Mittelwert von 4.7 auf der 5er-Skala). Auch anerkennen sie die Massnahmen gegen Cyberattacken als wichtig (4.5). Je aufgeschlossener die KMU gegenüber Technologien eingestellt sind, desto höher werden sowohl die Gefahren als auch die Notwendigkeit von Massnahmen bewertet.
  • Die Umsetzungsgrade der verschiedenen abgefragten Massnahmen liegen mit 3.9 und 4.5 (auf der 5er-Skala) verglichen mit den letzten zwei Jahren allesamt auf praktisch unverändert hohem Niveau. Digitale Pioniere haben mehr Massnahmen umgesetzt als Early Followers und diese mehr als Late Followers.
  • Wie schon in den Vorjahren festgestellt werde konnte, werden organisatorische Massnahmen immer noch deutlich weniger umgesetzt als technische. Die beiden am seltensten umgesetzten organisatorischen Massnahmen sind die regelmässige Mitarbeitendenschulung (2.9 auf der 5er-Skala) und die Durchführung eines Sicherheitsaudits (2.8).
  • Rund die Hälfte (52 %) der Befragten hält es für eher oder sehr wahrscheinlich, dass sie in den nächsten ein bis drei Jahren ihre Sicherheitsmassnahmen gegen Cyberkriminalität erhöhen werden. Die besser Informierten zum Thema Cybersicherheit planen mehr Massnahmen gegen die Cyberkriminalität (3.6 auf der 5er-Skala) als die weniger Informierten (3.0).

Die telefonische Befragung wurde vom 18. April bis 13. Juni 2023 mit 502 Geschäftsführenden von kleinen Unternehmen (4 bis 49 Mitarbeitende) in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz durchgeführt.

Download Whitepaper in Deutsch, Französisch und Italienisch:

Die Studienberichte 2021 bis 2022 finden Sie hier:

Weitere Studienunterlagen:

Kontaktieren Sie Prof. Dr. Marc K. Peter für weitere Informationen.

Referenz:

Marc K. Peter, Kristof A. Hertig, Andreas W. Kaelin, Karin Mändli Lerch, Patric Vifian & Nicole Wettstein:

  • Homeoffice und Cybersicherheit in Schweizer KMU: Strategien und Massnahmen in Schweizer KMU mit 4–49 Mitarbeitenden in 2023.
  • Die Mobiliar, digitalswitzerland, Hochschule für Wirtschaft FHNW, Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW, Allianz Digitale Sicherheit Schweiz ADSS, gfs-zürich.

Bern, September 2023

(Quelle: KMU Digitale Transformation)

13.10.23

Erfreuliches erstes Halbjahr für die Hotellerie

Der Tourismussektor hat im ersten Halbjahr 2023 insgesamt gute Ergebnisse erzielt. Laut Schweiz Tourismus profitierten die Beherbergungsbetriebe von einem Anstieg der Gästezahlen in Höhe von 3,5% gegenüber demselben Zeitraum 2019, also vor der Pandemie.

Mit insgesamt knapp 20 Millionen Logiernächten und mehr als 10 Millionen von Gästen aus der Schweiz (+16,8% im Vergleich zu 2019) war die Wintersaison besonders einträglich, sodass die Branche für das erste Halbjahr 2023 ein gutes Gesamtergebnis verbuchen konnte.

Die Sommersaison, für die erst später vollständig Bilanz gezogen wird, scheint jedoch mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. Einerseits hat die Nachfrage der inländischen Gäste, die während der Pandemie aufgrund der Beschränkungen bei grenzüberschreitenden Reisen extrem gestiegen war, deutlich nachgelassen und richtet sich mittlerweile wieder auf exotischere Ziele.

Andererseits hat die ausländische Nachfrage im ersten Halbjahr 2023 noch nicht wieder zu ihrer ursprünglichen Dynamik vor Corona zurückgefunden (-8% gegenüber 2019). Bei einigen Gruppen von Touristinnen und Touristen gelingt die Rückkehr nur schleppend. Das gilt besonders für Gäste aus Indien (-31% weniger Logiernächte) und Deutschland (-5%), von denen vor der Pandemie wesentlich mehr in die Schweiz kamen.

Dagegen scheint das Interesse am Freizeittourismus in den Schweizer Städten wieder zuzunehmen. So konnte sich der Städtetourismus, der von der abrupten und lang anhaltenden Unterbrechung der Geschäftsreisen hart getroffen wurde, erfolgreich diversifizieren.

Nach zwei aufeinanderfolgenden Werbekampagnen, die Schweiz Tourismus gemeinsam mit Partnern durchgeführt hatte, erreichte die Zahl der Logiernächte in den Grossstädten 5,9 Millionen, was ein Plus von 4,7% bedeutet. In Zürich erhöhte sich der Anteil der Logiernächte, die auf den Freizeittourismus entfallen, innert zehn Jahren von 25% auf 50%, was erkennen lässt, dass die von den Städten begonnene Neupositionierung Früchte trägt.

(Quelle: KMU Portal)

05.09.23

Wirtschaftsflaute: Die Schweizer Industrie steht vor schwierigen Monaten – für die KMU wird es hart

Das konjunkturelle Malaise in Deutschland zieht Schweizer Unternehmen mit herunter. Immerhin gibt es für Arbeitnehmer einen Lichtblick.

Ein Sturm braut sich zusammen, und er könnte die Schweizer Industrie im zweiten Halbjahr voll erwischen. Unangenehm wird die Konjunktur für den Werkplatz auf jeden Fall – aber auch dramatisch? Der Einkaufsmanagerindex der Industrie liegt schon seit sieben Monaten in einem Bereich, der eine Schrumpfung des Geschäfts signalisiert. Im Juli fiel der Frühindikator auf 38,5 Punkte, den tiefsten Stand seit April 2009. Die Produktion sei verbreitet rückläufig, eine rasche Erholung nicht zu erwarten, kommentierte die Credit Suisse warnend.

Die Aufträge brechen weg

Gut halten sich Unternehmen, die Produkte für die Energiewende und die Transformation zu grünen Technologien anbieten – zum Beispiel die Industriekonzerne ABB und Sulzer. Weniger Glück haben Firmen, die bei Abschwüngen im Wirtschaftszyklus stets früh in Mitleidenschaft gezogen werden. Dies deshalb, weil sie Dinge herstellen, die andere Firmen zum Ausbau der Produktion brauchen. Und einen Ausbau planen derzeit die wenigsten.

Zu den Leidtragenden gehört zum Beispiel Rieter aus Winterthur. Der Hersteller von Spinnereimaschinen für die Textilindustrie verzeichnete im ersten Halbjahr 63 Prozent weniger Aufträge als im Vorjahreszeitraum. Oder Swiss Steel, der Produzent von Spezialstahl für den Maschinen- und Anlagenbau sowie die Automobilindustrie. Dort sank der Auftragsbestand von Januar bis Ende Juni um einen Drittel, wie das Unternehmen mit Sitz in Luzern in dieser Woche mitteilte.

Noch ist das nicht unbedingt in den Kassen zu spüren. Der Umsatz von Swiss Steel bildete sich «nur» um 13 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro zurück. Rieter meldete sogar ein Umsatzplus von 22 Prozent auf 758 Millionen Franken. Dies gelang, weil die Firmen von den hohen Bestellungen der Vergangenheit zehrten. Nach der Corona-Pandemie hatten die Kunden besonders viel geordert.

Jetzt kommt der Abschwung voll bei den KMU an

Die Frage lautet, wie lange Schweizer Industriefirmen von ihrem Auftragspolster leben können. Eine einheitliche Antwort fällt schwer, weil die Ausrichtungen der Betriebe so unterschiedlich sind. Aber auch die Grösse spielt eine Rolle: Der Sektor wird dominiert von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die nicht an der Börse kotiert sind.

Die Geschäftsentwicklung dieser kleineren Unternehmen folgt jener der grösseren mit etwas Verzögerung. «Die Geschäftslage der Schweizer Industrie-KMU dürfte im zweiten Halbjahr eher schlechter ausfallen als bei den Grossunternehmen», sagt Domagoj Arapovic, Ökonom bei der Bank Raiffeisen.

Ein spezieller Einkaufsmanagerindex für Industrie-KMU, den Raiffeisen erhebt, fiel im Juli auf 46,3 Punkte zurück. Werte unter 50 signalisieren eine Schrumpfung; die Komponente für den Auftragsbestand sank besonders stark. «Die konjunkturelle Schwäche schlägt nun auf die kleineren Firmen durch», sagt Arapovic. Viele KMU seien als Zulieferer tätig. Die Order der Kunden seien nun abgearbeitet, während nur wenig neue Bestellungen einträfen.

Deutschland zieht die Schweizer Firmen runter

Die Bestellflut nach der Corona-Pandemie hatte dazu geführt, dass viele Lager bis oben gefüllt waren. Deshalb können die Kunden umso länger zuwarten, bevor sie neu ordern. Während manche Firmen darunter leiden, sehen andere schon Licht am Ende des Tunnels: Swiss Steel, dessen Stahl sehr früh in der Wertschöpfungskette benötigt wird, erwartet im zweiten Halbjahr zwar keine Erholung der allgemeinen Nachfrage – wohl aber, dass die Lager der Kunden sich so weit leeren, dass sie wieder mehr bestellen müssen.

Swiss Steel konnte die Preise im ersten Halbjahr um mehr als 7 Prozent erhöhen und damit die geringeren Verkaufsmengen teilweise kompensieren. Grossunternehmen haben oft eine höhere Preissetzungsmacht und erreichen eine bessere Liquidität als KMU. Handkehrum sind die Grossen abhängiger von externen Finanzierungen. Dort machen sich die gestiegenen Leitzinsen noch nicht überall bemerkbar. Das dürfte sich aber ändern – und Fremdkapital ausgerechnet im schwierigen zweiten Halbjahr weiter verteuern.

Derweil entwickelt sich die Nachfrage in Europa schwach. Vor allem Deutschland ist ein Problem. Für Swiss Steel zum Beispiel ist die Bundesrepublik der grösste Markt; im ersten Halbjahr sank der dort erzielte Umsatz um 15 Prozent. Von den KMU exportieren zwar längst nicht alle direkt über die Grenze, aber oftmals tun es ihre Kunden. «Das Wachstumsmalaise in Deutschland ist vielleicht der wichtigste Sorgenfaktor für Schweizer Industrie-KMU», sagt Raiffeisen-Ökonom Arapovic. Immerhin ist die Nachfrage aus den USA, vor Deutschland, dem wichtigsten Exportmarkt, weiterhin stabil.

Massenentlassungen dürften die Ausnahme bleiben

Der schlechte Geschäftsgang bleibt nicht ohne Folgen. Der Textilmaschinenhersteller Rieter kündigte bereits im Juli den Abbau von rund 300 der weltweit 5500 Stellen an; möglicherweise wird es bis zu 600 weitere Stellen erwischen. Swiss Steel durchläuft ohnehin eine Restrukturierung; die Zahl der Mitarbeiter soll weltweit von 9900 zu Jahresbeginn auf rund 9000 per Jahresende sinken.

Doch selbst bei einer Industrierezession wird es wohl keine Entlassungen auf breiter Front geben. «Die Beschäftigung dürfte nicht so stark zurückgehen wie in früheren Konjunkturzyklen. Wegen des Fachkräftemangels wollen viele Industriefirmen ihre Mitarbeiter halten», sagt Raiffeisen-Experte Arapovic. Auch in den Schweizer Einkaufsmanagerindizes halten sich die Subindikatoren zur Beschäftigung den Umständen entsprechend gut.

Nicht für Arbeitnehmer, auch für die Arbeitgeber gibt es Lichtblicke. Während der Druck durch die Konjunktur zugenommen hat, haben andere Belastungen abgenommen: Die Lieferketten funktionieren wieder weitgehend normal. Die Energiepreise sind seit dem vergangenen Winter zurückgefallen; eine Versorgungskrise im kommenden Winter erscheint unwahrscheinlich.

Sturmerprobte Schweizer

Die Schweizer Industrie produziert zudem deutlich weniger energieintensiv als etwa die deutsche. Zudem ist die Teuerung in der Schweiz viel niedriger, und der starke Franken zwingt die Firmen seit Jahren, effizient und wettbewerbsfähig zu sein. Deshalb stehen Schweizer Firmen auch im Sturm oft besser da als viele europäische Konkurrenten.

(Quelle: Neue Zürcher Zeitung)

21.08.23

Maschinenexporte verlieren an Bedeutung

Der Gesamtwert der von der MEM-Industrie exportierten Produkte ist in den letzten 25 Jahren kaum gestiegen. Während der Anteil dieses Sektors 1998 noch 46,4% aller Schweizer Exporte betrug, erreichte er 2022 nur noch 26%, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) mitteilt.

In absoluten Zahlen hat die MEM-Industrie, zu der Maschinen, Präzisionsinstrumente, Metalle und Fahrzeuge gehören, weiterhin sehr viel exportiert. 2022 lagen die ausländischen Umsätze mit Schweizer MEM-Produkten bei CHF 72,3 Milliarden, während es ein Vierteljahrhundert zuvor CHF 50,5 Milliarden waren.

Jedoch entwickelten sich die Exporte dieser Branche deutlich weniger dynamisch als diejenigen der Schweizer Gesamtwirtschaft. Zwischen 2000 und 2009 büsste die MEM-Industrie durchschnittlich jedes Jahr 3,1% ihres Marktanteils an allen im Ausland verkauften Schweizer Produkten ein. Zwischen 2009 und 2022 verlangsamte sich diese Talfahrt etwas auf 2,3% pro Jahr. Von den Warengruppen war der Verlust bei Maschinen und Elektronik am grössten; diese machten 1998 noch 29,3% der Ausfuhren aus, 2022 hingegen nur noch 11,9%, womit sie fast um zwei Drittel schrumpften.

Auch hier entwickelten sich die absoluten Zahlen positiv von CHF 31,92 Milliarden auf CHF 33,11 Milliarden innert 25 Jahren (+1,19 Milliarden). Im gleichen Zeitraum verzeichneten die Gesamtexporte der Schweiz ein Wachstum von durchschnittlich 4% pro Jahr, womit sie etwa 20-mal so stark stiegen wie diejenigen der Warengruppe Maschinen und Elektronik. 2022 kam es erstmals dazu, dass in diesem Bereich mehr Produkte importiert als exportiert wurden, sodass sich ein Handelsdefizit von CHF 3,2 Milliarden ergibt.

Dagegen wiesen die Exporte der Warengruppe Präzisionsinstrumente, die sich 1998 auf CHF 6,19 Milliarden beliefen, ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 4,6% auf, sodass sie 2022 bei CHF 18,11 Milliarden lagen. Damit konnte diese als einzige der vier Gruppen der MEM-Branche ihren Anteil an den Schweizer Exporten im Laufe der letzten 25 Jahre vergrössern.

(Quelle: KMU Portal)

20.06.23

Maschinenindustrie fürchtet schwierige Konjunktur

Die Tech-Industrie (Maschinen, Elektro- und Metallindustrie sowie verwandte Technologiebranchen) ist mit einem Umsatzanstieg von 4,9% im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal weiterhin in gutem Zustand. Die Perspektiven des Sektors bleiben jedoch unsicher, wie der Dachverband Swissmem mitteilt.

Mit einer Kapazitätsauslastung von 89,5% bleibt die Produktion dynamisch und über dem langjährigen Mittelwert (86,2%). Die Auftragseingänge verzeichnen jedoch einen Rückgang um 4,8% gegenüber dem 1. Quartal 2022.

Die Nachfrage auf den internationalen Märkten, insbesondere aus den USA (+3,4%), Asien (+3%) und der Europäischen Union (+2,9%) bleibt hoch und erreicht im 1. Quartal 2023 einen Gesamtwert von CHF 18,4 Milliarden (+2,8%). Zu den am stärksten nachgefragten Warengruppen im Export gehören der Maschinenbau (+6%), der Bereich Elektrotechnik und Elektronik (+5,4%) und die Präzisionsinstrumente (+1,2%).

Die besonders stark von den hohen Energiepreisen betroffene Metallbranche verzeichnete hingegen einen deutlichen Rückgang (-5,7%).

Trotz eines insgesamt relativ stabilen Wachstums haben die Unternehmen des Sektors Mühe damit, ihre Ertragslage zu verbessern. Nahezu jede fünfte Firma (18%) verzeichnete eine negative EBIT-Marge und mehr als ein Viertel von ihnen (27%) eine Marge von weniger als 5%.

Darüber hinaus rechnen die Vertreter der Branche für die kommenden Monate mit einer schwierigeren Konjunktur. Grund dafür sind die von den grossen Zentralbanken betriebene restriktive Geldpolitik und die geopolitischen Spannungen zwischen China und den USA sowie der Krieg in der Ukraine.

(Quelle: KMU Portal)

13.06.23

KMU in der Industrie durch die internationale Konjunktur gebremst

Die Schweizer Wirtschaft leidet unter den weltweiten Konjunkturproblemen. Im April 2023 ging der Index Raiffeisen KMU PMI um 0,6 Punkte auf 51 Punkte zurück. Der Index bleibt damit in der Wachstumszone, in die er im März gelangt war, nachdem er zuvor zwei Monate im Bereich der Kontraktion verharrt hatte.

Die Subkomponenten "Auftragsbestand" (+0,1 Punkte / 53,3) und "Produktion" (+2,1 Punkte / 52,8) konnten ihren Aufwärtstrend fortsetzen und liegen nun deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

Auch die Lieferfristen haben sich gegenüber dem Monat März verlängert (+4,6 Punkte). Dem Bericht zufolge ist dies nicht mehr den Lieferketten geschuldet, sondern "einer besseren Kapazitätsauslastung".

Trotz dieses relativ positiven Bildes gehen aus dem Bericht der Raiffeisen Bank eher trübe Konjunkturaussichten hervor. Die Dynamik in der Industrie hat sich seit dem Ende der Pandemie in vielen Ländern weitgehend verlangsamt, was zu einem Rückgang der Nachfrage nach Schweizer Produkten auf den Weltmärkten führt.

Ausserdem wird auch der Dienstleistungssektor gebremst – zum einen von der gesunkenen Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten, deren Kaufkraft durch den Preisanstieg schrumpft, zum anderen von der Anhebung der Zinssätze durch die Zentralbanken, um die Inflation abzufedern.

Laut den jüngsten Prognosen von Raiffeisen dürfte das Wachstum des Schweizer BIP 2023 rund 1% betragen, womit es nur halb so hoch ausfallen würde wie 2022. Das erklärt die Zurückhaltung der KMU und den Rückgang der Subkomponente "Beschäftigung" gegenüber dem Vormonat (-3,9 Punkte / 46,1).

(Quelle: KMU Portal)

19.01.23

AXA Studie: Nur jedes achte KMU kennt den eigenen CO₂-Ausstoss

Die aktuelle Situation am Strom- und Gasmarkt stellt für viele kleine und mittlere Unternehmen in der Schweiz eine enorme Belastungsprobe dar. Wie eine Studie der AXA zeigt, hat zwar rund die Hälfte der KMU eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, bei der konkreten Umsetzung hapert es aber noch. Und auch den eigenen CO2-Ausstoss kennt bisher nur gerade jedes achte KMU.

Inflation, Lieferengpässe und Produktionsschwierigkeiten, die drohende Energiemangellage: Schweizer KMU stehen derzeit vor immensen Herausforderungen. Wie die Ergebnisse einer Umfrage des Beratungsunternehmens EY zeigen, erwarten rund 90 Prozent der befragten Unternehmen für das nächste Jahr deutlich höhere Energiekosten. Immer mehr Firmen würden deshalb Massnahmen priorisieren, um die eigenen Energiekosten zu senken. Das bestätigen auch die Ergebnisse einer Studie der AXA Schweiz, so verfolgt knapp die Hälfte aller befragten Unternehmen bereits heute eine konkrete Nachhaltigkeitsstrategie – bei den grösseren KMU mit 50 oder mehr Mitarbeitenden sind es gar 84 Prozent.

Schonender Umgang mit Ressourcen im Vordergrund

Bei der in Zusammenarbeit mit Sotomo durchgeführten KMU-Studie der AXA gaben lediglich 28 Prozent der befragten Unternehmen an, aus Kostengründen nachhaltige Kriterien umzusetzen. Für 54 Prozent steht der schonende Umgang mit Ressourcen im Fokus. 43 Prozent der Befragten gaben zudem an, dass eine Nachhaltigkeitsstrategie sowieso die Grundwerte des Unternehmens widerspiegle. Die Unternehmensreputation war hingegen nur für 15 Prozent der Befragten ein Grund, entsprechende Massnahmen zu ergreifen. Für ebenfalls 15 Prozent aller Befragten gibt es jedoch nach wie vor keinen Grund, Nachhaltigkeitskriterien in der Firma zu verankern.

Bürokratischer Aufwand, fehlende Ressourcen

Obwohl gemäss Umfrage jedes zweite Unternehmen eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt, gibt es offenbar auch Gründe, die gegen die Einführung einer solchen sprechen: Knapp jedes fünfte KMU nimmt grosse bürokratische Hürden bei der Umsetzung ökologischer Nachhaltigkeitskriterien wahr, ab einer Betriebsgrösse von 10 Angestellten steigt dieser Anteil auf knapp 30 Prozent. Weitere Hindernisgründe sind darüber hinaus fehlende finanzielle oder personelle Ressourcen, wie die Studie zeigt: Total gab dies jedes sechste befragte KMU als Grund an, bisher keine Nachhaltigkeitsmassnahmen umgesetzt zu haben. Für immerhin 15 Prozent der befragten Firmen lohnt sich der Aufwand aus betriebswirtschaftlicher Sicht nicht, für ebenso viele Unternehmen ist das Thema Nachhaltigkeit mehr Schein als Sein – Stichwort Greenwashing.

Nur jedes achte KMU kennt seinen CO2-Ausstoss

Die Frage, ob ihr Unternehmen das Ziel einer Klimaneutralität anstrebt, bejahte nur ein Fünftel der Befragten, für knapp 60 Prozent ist dieses Bestreben kein Thema. Und auch der eigene CO2-Ausstoss ist den wenigsten bekannt: Insgesamt hat nur rund jedes achte KMU Kenntnis über die Höhe der eigenen CO2-Emmissionen. Auch bei denjenigen Firmen, welche eine Klimaneutralität als Ziel anstreben, kennt weniger als ein Drittel (32%) den aktuellen CO2-Ausstoss. «Die AXA bietet ihren KMU-Kundinnen und Kunden attraktive Services für einen besseren Klimaschutz in ihrem Unternehmen. Mit dem neu lancierten CO2-Schnellrechner auf unserer Webseite können Firmen beispielsweise kostenlos und unverbindlich ihren ökologischen Fussabdruck berechnen», sagt Dominique Kasper, Leiter Property & Casualty der AXA Schweiz.

Konkrete Massnahmen hauptsächlich bei der Abfalltrennung und dem Büromaterial

Unterschiede gibt es auch bei den tatsächlich getroffenen Massnahmen: Insgesamt 67 Prozent der befragten KMU geben an, ihren Müll zu trennen und auf einen sparsamen Einsatz von Verpackungsmaterial zu achten. Bei den Themen Energie und Mobilität sind es bisher vor allem die grösseren KMU, die erste Schritte in diese Richtung unternommen haben: Rund die Hälfte der befragten KMU mit 50 bis 250 Mitarbeitenden gab an, energiesparende Geräte oder Ökostrom einzusetzen, gleiches zeigt sich bei der Minimierung von Geschäftsreisen, bzw. der Förderung von Homeoffice und öffentlichem Verkehr.

Noch gar nicht auf dem Radar haben die Schweizer KMU das Thema Beschaffung: Nur 7 Prozent der kleinen und 10 Prozent der mittleren KMU gaben an, die CO2-Emissionen bei Produkten zu berücksichtigen oder ihre Mitarbeitenden dahingehend zu schulen, und auch bei den grossen Unternehmen bis 250 Mitarbeitenden tun dies nur gerade 15 Prozent.

Ein ebenso ernüchterndes Bild zeigt sich beim Thema Fuhrpark: Nur jedes zehnte der befragten Unternehmen schafft Anreize für die Nutzung des öffentlichen Verkehrs oder setzt eine Obergrenze für den Ausstoss an Treibhausgasen bei ihren Nutzfahrzeugen. Immerhin legt rund ein Viertel der mittleren und grossen Unternehmen Wert auf kurze Transportwege oder klimaneutrale Lieferanten, die kleinen Firmen setzen hingegen vermehrt auf einen ressourcenschonenden Einsatz ihrer IT.

Ein Viertel fühlt sich gegenüber Grossunternehmen benachteiligt

Wie die Studie ebenfalls zeigt, fühlt sich in Bezug auf die zunehmende Bedeutung von ökologischen Nachhaltigkeitskriterien rund ein Viertel der befragten KMU gegenüber Grossunternehmen benachteiligt, bei den mittleren KMU mit 10 bis 49 Mitarbeitenden sind es gar 44 Prozent. «Kleinere und mittlere Unternehmen verfügen im Vergleich zu grossen Konzernen oftmals nicht über genügend finanzielle oder personelle Ressourcen, um eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie voranzutreiben, wie die Studienergebnisse ja ebenfalls gezeigt haben. Das dürfe auch der Grund sein, weshalb sie sich im direkten Vergleich benachteiligt fühlen», so Dominique Kasper.

Noch nicht besonders hoch scheint bis anhin der Druck von aussen zu sein, nachhaltige Massnamen in die eigene Firma zu integrieren: Fast die Hälfte (45%) aller befragten KMU gab an, bisher noch keine Forderungen seitens Öffentlichkeit, Medien, Mitarbeitenden oder Kundinnen und Kunden zu spüren. Trotzdem lohnt es sich auch für KMU, eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie im Unternehmen zu verankern: «Die weltweiten Ressourcen werden immer knapper, die Preise dafür steigen und das Thema Nachhaltigkeit wird für Konsumentinnen und Konsumenten immer wichtiger. Es ist deshalb auch eine Chance für KMU, Veränderungen und Trends in diesem Bereich frühzeitig zu erkennen und aktiv anzugehen», erklärt der Leiter P&C.

(Quelle: AXA Portal)

10.01.23

Wachstumsprognosen für 2023 nach unten korrigiert

Aufgrund der steigenden Energiepreise und der zurückhaltenden Nachfrage aus dem Ausland ist in der Schweizer Wirtschaft eine leichte Abschwächung des Wachstums zu spüren. Laut dem jüngsten Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) dürfte das reale Wachstum 2023 bei 0,6% liegen.

Im zweiten Quartal 2022 wurde das Wachstum durch den Wiederaufschwung nach der Corona-Pandemie gestützt und erreichte 0,3%. Das mangelnde Vertrauen der Konsumentinnen und Konsumenten, das unter anderem von der Inflation und den explodierenden Energiepreisen beeinflusst ist, bremste diese Entwicklung jedoch wieder aus. Zudem bleibt der Arbeitsmarkt extrem angespannt mit einer sehr tiefen Arbeitslosenquote und Personalmangel in einigen Branchen. Das reale, also inflationsbereinigte Wachstum des Schweizer BIP dürfte im 2023 daher 0,6% betragen und dann im 2024 auf 1,4% ansteigen.

Im Oktober 2022 erreichte die Gesamtinflation 3% und auch 2023 wird sie sich über dem von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) auf 2% pro Jahr festgelegten Ziel befinden, bevor sie sich 2024 wieder normalisieren wird. Die Kerninflation, die ohne Berücksichtigung der volatilen Energie- und Lebensmittelpreise berechnet wird, blieb relativ moderat bei 1,8%. Als Reaktion auf den Inflationsdruck hob die SNB, deren Aufgabe die Gewährleistung der Preisstabilität ist, den Leitzins zwischen Juni und September 2022 um 1,25 Prozentpunkte auf 0,5% an und beendete damit die seit 2014 anhaltende Phase der Negativzinsen. Die OECD rechnet damit, dass die Zinssätze Anfang 2023 auf 2% angehoben werden.

Mit dem Auslaufen der mit der Gesundheitskrise verbundenen staatlichen Beihilfen dürfte der Bundeshaushalt 2023 und 2024 einen Überschuss verzeichnen. Um die Wirtschaft anzukurbeln, rät die OECD der Schweiz ausserdem, die ausländischen Arbeitnehmenden, insbesondere die aus der Ukraine, rasch in ihren Arbeitsmarkt zu integrieren, indem sie die Verfahren zur Anerkennung der im Ausland erworbenen Berufsabschlüsse beschleunigt.

(Quelle: KMU Portal)